Zu einer fächerübergreifenden Exkursion nach Weimar brachen die Klassen FBt1 und FBT2 mit ihren Lehrern Holger Stark und Silke Scheffold im Mai auf. Weimar, die Stadt der Klassik und die Stadt des NS-Terrors, spielte auch in der Architekturgeschichte ein bedeutende Rolle.
Ein literatur- und architektonischer Stadtrundgang, geleitet von Silke Scheffold, führte die Klassen zu zahlreichen historischen Bauwerken und bot eine facettenreiche Perspektive auf die Architektur-, Stadt- und Literaturgeschichte Weimars.
Der erster Halt war die Herderkirche, die eigentlich St. Peter und Paul-Kirche heißt. Sie ist ein beeindruckendes Bauwerk mit einer bedeutenden Innenausstattung, darunter das berühmte Altarbild von Lucas Cranach dem Älteren. Die Kirche ist eng mit dem Wirken von Johann Gottfried Herder, einem Mitglied des sogenannten „Literarischen Weimarer Viergestirns“ verbunden und zählt zu den herausragenden sakralen Bauwerken der Stadt.
Anschließend besuchte die Gruppe das Deutsche Nationaltheater, das nicht nur architektonisch, sondern auch historisch von großer Bedeutung ist. Hier wurde 1919 die Weimarer Ver-fassung, die erste demokratische Verfassung auf deutschem Boden verkündet, und die klassizistische Fassade spiegelt die Bedeutung des Theaters als kulturelles Zentrum wider.
Nach einem kurzen Spaziergang erreichte die Gruppe das Schillerhaus, in dem Friedrich Schiller seine letzten Lebensjahre verbrachte. Die gut erhaltenen Innenräume geben einen Einblick in das Leben und Schaffen des Dichters und verdeutlichen die Wohnkultur des ausgehenden 18. Jahrhunderts.
Ebenfalls auf dem Rundgang lag das Goethehaus, eines der bedeutendsten Wohnhäuser Wei-mars. Hier lebte Johann Wolfgang von Goethe über 50 Jahre, und das Gebäude ist ein beeindruckendes Beispiel für klassizistische Wohnarchitektur mit einer originalgetreu rekonstruierten Inneneinrichtung.
Weiter führte der Weg durch die Seifengasse, heute ein malerisches Gässchen, früher die Wohnstätte der Seifensieder und damit der ärmsten Bevölkerungsschichten Weimars. Ein weiterer Höhepunkt des Stadtrundgangs war der Besuch der Anna-Amalia-Bibliothek, einer der bekanntesten Bibliotheken Deutschlands. Aus Zeitgründen konnte das Kleinod des Gebäudes, der Rokokosaal nicht live besichtigt werden, aber Frau Scheffold ließ verbal den Rokokosaal mit seinen 40.000 Büchern und Schriften zum Leben erwachen, so dass sich die Schülerinnen und Schüler bildhaft vorstellen
konnten, wie das harmonische Zusammenspiel von Architektur, Kunstschätzen und Büchern die Ordnung der Welt für das 18. Jahrhundert widerspiegelte.
An die Stadtführung schloss dich der Bauhaus-Spaziergang an. Studierende der Bauhaus-Universität führten die Gruppe in und durch das Hauptgebäude der Universität. Das Hauptgebäude, das von Henry van de Velde entworfen wurde und als eine Keimzelle der modernen Architektur gilt, vermittelte einen ersten Einblick in die moderne Architektur des 20. Jahrhunderts, das Bauhaus. Van de Velde spielte eine Schlüsselrolle in der frühen Entwicklung der modernen Gestaltung und bereitete mit seiner Kunstgewerbeschule den Boden für die spätere Bauhaus-Bewegung. Walter Gropius übernahm 1919 die Leitung der neugegründeten Bauhaus-Universität, die sich zu einem Zentrum der modernen Architektur und des Industriedesigns entwickelte. Sein visionärer Ansatz vereinte Kunst und Handwerk und legte die Grundlage für das Bauhaus als weltweit einflussreiche Strömung. Gropius' Ideen beeinflussten die funktionale Architektur des 20. Jahrhunderts nachhaltig.
Der Nachmittag war der Besichtigung des Haus am Horn gewidmet, dem einzigen realisierten Bauhaus-Musterhaus, das 1923 für die erste Bauhaus-Ausstellung errichtet wurde. Das von Georg Muche entworfene Gebäude diente als Experiment für eine neue, funktionale Wohnweise. Es wurde nach den Prinzipien der Bauhaus-Architektur gestaltet und zeichnet sich durch seine kubische Form, eine zentrale Wohnhalle und eine offene Raumstruktur aus. Die verwendeten Materialien und die klare Formsprache zeigen eindrucksvoll die Ideen des Bauhauses zur Verbindung von Ästhetik und Funktionalität. Heute ist das Haus ein UNESCO-Weltkulturerbe und ein bedeutendes Zeugnis der frühen Moderne.
Mit zahlreichen Eindrücken aus unterschiedlichen Architekturepochen kehrten die Fachschülerinnen und Fachschüler von der Studienfahrt nach Weimar zurück. Die Stadt bot eine einzig-artige Gelegenheit, die Entwicklung der Baugeschichte von der Klassik bis zur Moderne unmittelbar zu erleben